Jedes Jahr wird am 8. März der Weltfrauentag begangen. Ein Tag, an dem auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft aufmerksam gemacht wird und an dem die sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Errungenschaften gefeiert werden.
Auch bei Hootsuite feiern wir den Weltfrauentag. Dieses Jahr möchten wir auf Frauen in der Digitalbranche aufmerksam machen, eine Branche, in der Frauen noch immer unterrepräsentiert sind. Zu diesem Anlass haben wir eine Interviewreihe veranstaltet, die wir im Laufe der Woche auf unserem Blog veröffentlichen.
Zum Auftakt habe ich mit Daniela Sprung gesprochen. Daniela ist Kommunikationsberaterin, Social Media-Managerin, Dozentin und Gründerin von bloggerabc. Sie berät Unternehmen und Selbstständige beim Aufbau ihrer Blogs und Social Media-Kanäle. Ihre Erfahrung sammelte sie als Pressereferentin, sowie als Online Marketing Managerin bei verschiedenen Unternehmen. Mehrere Jahre leitete Sie führend ein Corporate Blog in der Hotellerie und verantwortete dort das Social-Media-Management.
Wer oder was hat Sie zu Ihrem Werdegang im Bereich Digital inspiriert?
Mein Werdegang ist ziemlich klassisch. Ich habe eine Ausbildung zur Verlagskauffrau gemacht. Heute heißt das “Kauffrau für Digital & Print”, glaube ich. Danach hatte ich meine erste Stelle als Pressesprecherin in einem Schulbuchverlag, bei der ich viel mitnehmen konnte und schon damals ging nichts mehr ohne eine gute Website. Darüber haben wir die Bücher, das Unternehmen, den Verkaufsladen und alles was für die Kunden wichtig war vorgestellt und Kontaktmöglichkeiten offeriert.
Während meines Studiums war ich in den USA an der San Diego State University. Dort habe ich gesehen, dass meine Kommilitonen fast ausschließlich über Facebook kommuniziert haben und so habe ich auch sehr schnell die ersten Kontakte aufbauen können. 2012 habe ich in der Schweiz für eine deutsche Hotelverwaltung im Online Marketing gearbeitet und die Möglichkeiten, die sich mir da erschlossen haben, waren für mich echte Augenöffner: Ich habe erkannt, welche Möglichkeiten Unternehmen im Netz haben, um ihre Kunden, Partner und Mitarbeiter bzw. Bewerber zu erreichen. Ich habe schnell gemerkt, wie sehr ich für das Thema brenne und das ich mein Wissen unbedingt vertiefen will. Das war mein Weg in die digitale Welt.
Wie hat Social Media Ihren Werdegang oder auch Ihre tägliche Arbeit beeinflusst?
Während meiner Zeit in den USA habe ich gesehen wie sich Kontakte in den sozialen Netzwerken finden und aufbauen lassen. Dieses Wissen hat in meiner beruflichen Arbeit immer eine große Rolle gespielt, besonders während meiner Zeit in der Hotelbranche. So konnten wir unser Corporate Blog und die zu dem Zeitpunkt verfügbaren sozialen Netzwerke nutzen, um unsere Gäste zu informieren, den Kontakt zu halten und unabhängig von den Rezeptionen in unseren Hotels einen Ansprechpartner zu bieten. Zudem waren die Websites der Hotels sehr wichtig, um direkte Buchungen zu ermöglichen und sich so unabhängig von den Buchungsportalen zu machen. Besonders letzteres ist immer noch ein Problem in der Hotellerie und wird von zu wenigen Hotels angegangen. Für mich sind Social Media und eine nutzerfreundliche Website hervorragende Wege, um in den Dialog zu treten – wenn man will.
Was ist Ihrer Meinung nach der Schlüssel zum Geschäftserfolg in der heutigen Zeit?
Das muss jeder für sich selbst beantworten, denn jeder legt seinen “Erfolg” anders aus. Für mich sind es mehrer Faktoren: Transparenz, Authentizität, Ehrlichkeit, Haltung und Dialog. Je ehrlicher ich bin und je offener ich an und mit meiner Community kommuniziere, desto eher schaffe ich es Vertrauen aufzubauen.
Ein Beispiel: Sagen wir ein Unternehmen hat Mist gebaut oder es gibt einen Rückruf, weil eine Ware verschmutzt ist. Je eher ich das offen kommuniziere und erkläre, was passiert ist, welche Gegenmaßnahmen ergriffen wurden, um das Problem zu beheben und vor allem die Menschen bei der Klärung des Problems mitnehme, sie regelmäßig über den Stand der Dinge informiere, desto eher werden sie Verständnis haben für die Situation. Der befürchtet Shitstorm kann aktiv minimiert, wenn nicht sogar im Vorfeld verhindert werden. Das Vertrauen der Community bleibt so im besten Fall erhalten oder wird sogar verstärkt.
Der Begriff Authentizität ist ziemlich verbraucht, das muss ich zugeben. Ich finde die Bedeutung dahinter aber nach wie vor essenziell. Nur wenn ich echt bin, mich nicht verstelle, erkennen mich die Leute wieder. Der Wiedererkennungseffekt ist nicht zu unterschätzen und kann Menschen binden. Beispielsweise bin ich auf meinem Blog, in meinen Instagram Stories oder wenn ich auf Facebook live gehe immer ich. Das erkennt man daran, welche Worte ich nutze, wie ich mich ausdrücke, was ich allgemein erzähle. Wenn Menschen mich dann mal live treffen höre ich immer “Du bist genau so, wie ich dich von deinem Blog oder aus den Stories kenne.” Das ist für mich das größte Kompliment, denn ich bin ich und das darf jeder sehen.
Wie kam es zur Gründung von bloggerabc?
2012 bin ich in die Schweiz gegangen, um dort im Online Marketing für eine Hotelverwaltung zu arbeiten. Dort bin ich sehr tief in die Themen Social Media, Corporate Blogs und Marketing eingetaucht. Für mich war klar: Das ist es, dass will ich weiter beruflich machen!
Mitte 2014 bin ich aus privaten Gründen wieder nach Deutschland zurückgegangen und dachte: gut ausgebildet wie ich bin, mit mehrjähriger Auslanderfahrung finde ich schnell einen Job in meinem Bereich. Leider dachte ich ziemlich alleine so. Ich musste erfahren, dass ein Auslandsaufenthalt sich auch nachteilig auswirken kann. Auf meine Bewerbungen habe ich nämlich nur Absagen erhalten und wie sich im Gespräch mit bei potenziellen Arbeitgebern zeigte, wurde meine Zeit in der Schweiz synonym mit “wird ein extrem hohes Gehalt verlangen” in Verbindung gebracht. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem es noch gar nicht um die Gehaltsfrage ging. Ich musste mir also überlegen, wie ich die Arbeitgeber weglotsen kann vom Thema “Schweiz = hohes Gehalt”, hin zu “die bringt alles mit, was wir brauche, die wollen wir haben!”. Ich habe mir überlegt, wie ich sichtbarer werden und meine Fähigkeiten zeigen kann. So entstand die Idee für ein Blog. Für mich war aber klar, dass ich nicht einfach ein Blog mache und es wieder einstampfe, sobald ich einen Job gefunden habe, sondern dass es langfristig angelegt ist und zu meiner Visitenkarte im Netz wird.
Ich brauchte darum ein Thema, für das ich brenne, eins worüber ich stundenlang erzählen kann und das war alles rund ums bloggen. Daraus ist bloggerabc entstanden. Ich wollte und möchte Leuten das Bloggen näher bringen und so viele praxisorientierte Tipps wie nur irgendwie möglich geben. Das ist mein Ansatz.
Den zukünftigen Arbeitgebern wollte ich gleichzeitig zeigen, dass ich Erfahrungen in SEO und Community Management habe, redaktionell arbeiten und Content Management Systeme bedienen kann, als auch mich im Netz zu bewegen weiß. All das kann ich auf dem Blog umsetzen und praktisch “live” zeigen. Das Ergebnis war, dass ich nach 6 Monaten keine Bewerbungen mehr schreiben musste, sondern direkt von potenziellen Arbeitgebern angefragt wurde, ob ich nicht mal eben meinen Lebenslauf schicken, oder für ein Vorstellungsgespräch vorbeikommen könnte.
Mit dem Blog und meiner Arbeit im Netz habe ich mir ein wertvolles Netzwerk aufbauen können, mit Menschen, die ich so im Leben nie getroffen hätte. Dafür bin ich sehr dankbar.
Warum ist der Weltfrauentag für Sie relevant?
Dieser Tag zeigt, wie viel Diskrepanz wir in der Gesellschaft noch haben, wenn es um Männer und Frauen geht. Beispielsweise finde ich eine unterschiedliche Bezahlung bei gleicher Leistung nicht argumentierbar. Im Grunde ist es schlimm, dass ein Tag ins Leben gerufen wurde, der Frauen stärken soll. Meiner Meinung nach sollten Männer und Frauen auf allen Eben, die möglich sind gleichgestellt sein, denn wir sind alles Menschen. Da einen Unterschied zu machen halte ich für grundlegend falsch. Punkt.
Welches sind aus Ihrer Sicht die Erfolgsfaktoren von erfolgreichen Frauen in der Tech-Branche?
Sie sind durchsetzungsstark, gefühlt sehr diplomatisch und tief in der Materie drin. Aufgrund dessen, dass sie sich oftmals in einer männerdominierten Branche bewegen, müssen sie oft über mehr Fachwissen verfügen, um entsprechend wahrgenommen zu werden. Wenn ich mir Kolleginnen wie Anett Gläsel-Maslov oder Simone Fasse anschaue, dann sehe ich, wie die beiden für das Thema Tech brennen. Beides Expertinnen auf ihrem Gebiet rund um VR und AR. Hier kann ich nur empfehlen, sich mit beiden zu vernetzen. Ihr Wissen ist extrem wertvoll und dazu noch gepaart mit einer tollen Persönlichkeit.