Dieser Post wurde ursprünglich auf LinkedIn veröffentlicht.
Kürzlich gab ich einige wichtige Neuigkeiten aus unserem Unternehmen bekannt … auf Snapchat.
Mit einer speziellen Linse präsentierte ich mich im Kaninchen-Look und verkündete im hohen Ton einer Comic-Figur, dass meine Firma ein Snapchat-Analytics-Tool erworben hat. Die Form der News war ein bisschen albern, aber ich wollte etwas beweisen.
Snapchat ist nicht mehr ausschließlich eine Plattform für Kids. Der Beweis? Dieses kleine Video wurde mehr als 100.000 Mal in verschiedenen Netzwerken angesehen, erhielt tausende Likes und hunderte Kommentare in den sozialen Medien.
Währenddessen sprangen auch die Mainstream-Medien auf. Das Wall Street Journal, TechCrunch und zwei Dutzend andere Medien berichteten über die Snapchat-News. Die Reaktionen auf diese Ankündigung von Hootsuite gehörten zu den umfangreichsten, die wir je erlebt haben.
Der diesjährige, über 20 Milliarden US-Dollar schwere, Snapchat-Börsengang setzte das Unternehmen auf die Agenda vieler Leute, die den Dienst vorher als Spielzeug für Teenager ablehnten. Doch ich denke, es gibt noch etliche Missverständnisse zum Thema Snapchat und – noch viel wichtiger – dessen Wert für Unternehmen und Unternehmensführer.
Weil die sozialen Medien ständig visueller werden (schauen Sie sich nur mal den Erfolg von Instagram Stories und Facebook Live an), steigt der Nutzwert von Tools wie Snapchat weiter. Und trotz der Bedrohung durch Instagram ist die Nutzerbasis der 18- bis 34-Jährigen auf Snapchat außerordentlich treu: Fast 50 Prozent nutzen weder Instagram noch Facebook.
Warum Unternehmen Snapchat jetzt als ernstzunehmende Marketing- und Kommunikationsplattform erkunden sollten, habe ich schon zu einem früheren Zeitpunkt erklärt.
Snapchat bietet Zugang zu einer begehrten (und sich wandelnden) demografischen Gruppe
Die über 150 Millionen Snapchat-Nutzer sind im Vergleich zu den in den USA durchschnittlich 40 Jahre alten Facebook-Nutzern noch relativ jung. Und laut einer aktuellen Studie bezeichnen Social Media-Nutzer im Teenageralter Snapchat heute als ihre bevorzugte Plattform – vor Instagram, Facebook und Twitter. Für Marken und Medienunternehmen, die die Kunden von morgen frühzeitig anlocken wollen, bietet Snapchat ein einzigartiges Portal.
Hinzu kommt: mehr als die Hälfte aller neuen Nutzer, die sich bei Snapchat anmelden, sind über 25 Jahre alt. Ich konnte diese sich wandelnde Nutzer-Demografie aus erster Hand erleben – mit der wachsenden Begeisterung im Netzwerk meiner eigenen Branchenkollegen. Eine ältere Generation (mich eingeschlossen) steigt langsam aber sicher auch ins Boot.
Snapchat ist (schon) in mancher Hinsicht größer als TV
Im vergangenen Jahr haben sich 40 Millionen Menschen Video-Clips vom jährlichen Coachella Musikfestival angesehen – auf Snapchat. Die Story bestand aus einer kurzen Video-Montage der auf dem Event von Nutzern aufgenommenen Clips, die anschließend durch das Snapchat-Team kuratiert und über die App gesendet wurden. Der Vergleich zu den Grammy Awards, die aktuell ein TV-Publikum von nur 20 Millionen Zuschauern erreichten, spricht Bände.
Diese Zahlen weisen auf einer größeren Trend hin: Bei den Millennials im Alter von 14 bis 25 liegen das Fernsehen und die sozialen Medien als News-Quellen fast gleichauf. Die Snapchat-Nutzer sorgen still und heimlich für an die 10 Milliarden Video-Views täglich und machen den Abrufzahlen von Facebook und YouTube Konkurrenz.
Währenddessen hat Snapchat in den letzten Monaten Vereinbarungen mit ABC, BBC und CBS abgeschlossen, um Originalprogramme der Netzwerke direkt in der App zu zeigen. Es ist also keineswegs eine Übertreibung, wenn man Snapchat als das neue Fernsehen bezeichnet. (Auch in Deutschland gab es bereits Experimente, das Fernseherlebnis in Snapchat zu integrieren.)
Snapchat ist die wahrscheinlich innovativste Plattform für Mobile-Ads
Leitende Media-Einkäufer buchen zunehmend mehr Werbung auf Snapchat als auf irgendeiner anderen Social Media-Site. Und da die Sparte der Mobile-Videos zurzeit schneller wächst als jede andere Form von digitaler Werbung in den USA, ist Snapchat ideal positioniert, um Nutzer zu erreichen.
Das Netzwerk hat die Messlatte für die Werbung auf Smartphones & Co. in der Tat höher gelegt und dafür bereits Lorbeeren eingeheimst. Zusätzlich zu den 10-sekündigen Video-Anzeigen, die zwischen den Nutzer-generierten Stories erscheinen (tägliche Montagen von Selfies und Videos, die mit den Followern geteilt werden) können Marken auf Anzeigenformate der nächsten Generation zugreifen.
Spezielle Geofilter bieten markenbezogenes Bildmaterial, das die Nutzer über ihre Selfies legen können, wenn sie sich an bestimmten Orten aufhalten (zum Beispiel einen „Wasserfall“ von McDonald’s Pommes Frites, wenn sie gerade in einem Restaurant der Fastfood-Kette Station machen).
Mittlerweile können Nutzer ihre Gesichter mit gesponserten Linsen zum Beispiel in einen Taco von Taco Bell morphen und die Bilder und Videos mit ihren Freunden teilen. Snapchat hat kürzlich auch Self-Service Anzeigen-Tools vorgestellt. Damit können nun auch kleinere Unternehmen einige dieser Features nutzen. Neue Analytics-Tools wie das, dass wir gerade gekauft haben, machen es einfacher, die Conversions und den Return on Investment dieser Anzeigen zu messen.
Snapchat bietet eine Ware mit Seltenheitswert: Authentizität
2012 beschrieb der Snapchat-CEO Evan Spiegel im allerersten Firmen-Blog-Post die Mission des Unternehmens: „Wir entwickeln eine Foto-App, die sich nicht an unrealistischen Vorstellungen von Schönheit oder Perfektion orientiert, sondern einen Ort schafft, an dem du in dem Moment, in dem du einen Snap aufnimmst und teilst, lustig, ehrlich – oder wie immer du dich gerade fühlst – sein kannst.“
Mit anderen Worten: Vom Start weg wollte Snapchat eine andere Art von Netzwerk schaffen – eines, bei dem es weniger um das Kreieren und die Projektion eines Hochglanz-Images oder einer Persona geht (wie auf Facebook), sondern um Authentizität.
Snapchat bleibt diesem Vorhaben treu und damit ein Netzwerk, in dem in puncto perfektes Erscheinungsbild der geringste Druck auf die Nutzer ausgeübt wird. Für Unternehmen bietet sich ein rares Instrument, um auf menschlicher Ebene Kontakt zu den Nutzern zu knüpfen: zwanglos, ohne Vorwände und sogar mit einer gesunden Portion Humor. Dieses Gütesiegel und den Grad der Unschuld haben ältere Netzwerke zum großen Teil verloren.
Diese Qualität wird natürlich durch die flüchtige Natur von Snapchat bestärkt: Inhalte verschwinden nach ein paar Sekunden oder einem Tag. (Warnung: Alles, was Sie ins Internet stellen, ist unter Umständen auf Dauer abrufbar. Behalten Sie diese Tatsache stets im Hinterkopf, wenn Sie etwas online stellen.)
Die Begeisterung der heutigen Snapchat-Nutzer erinnert mich an die Aufregung um Facebook vor 10 Jahren. Ja, Facebook kopiert viele der innovativen Features von Snapchat, um der Plattform den Wind aus den Segeln zu nehmen. Aber Snapchat hat eine gewisse Frische, die sich schwer replizieren lässt.
Beeindruckende 156 Millionen Menschen verbringen einen großen Teil ihres Tages auf diesem Netzwerk. Und viele Teens schwören darauf. Es steht Unternehmen und Firmenchefs, die ganz vorne mitspielen wollen, gut zu Gesicht, wenn sie dort auch etwas Zeit investieren.
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